Teil 2 - An alle, die auch Motor Gotha noch kennen

Thomas Fiedler, 19.12.2017

Teil 2 - An alle, die auch Motor Gotha noch kennen

Die Sicht eines Präsidenten auf die Geschichte seines Vereins

Unser Verein hat im nun zu Ende gehenden Jahr seinen 110. Geburtstag gefeiert. Dabei hatten es unsere Groß- und Urgroßväter gewiss nicht leicht, mussten sie doch in den ersten Jahren nach der Vereinsgründung erst einmal geeignete Flächen zum Bau eines Sportplatzes finden und dann die dortigen Wiesen von Baum,bach und Busch befreien.

Nach dem Krieg haben unsere Väter das heutige Stadion mit Hacke und Spaten, mit Hammer und Meisel neu aufgebaut und viele haben durch ihren unermüdlichen Einsatz ihren Beitrag geleistet. Heute, im Jahre 2017, spielen wir im schmucken „Volkspark-Stadion“ und immer, nach jeder Rasenmahd und  Düngung hört man den Zweckverbandschef sagen: „Schütte mal noch ein bisschen Wasser drauf und Gießmann noch ein wenig!“

Blickt man auf unsere Geschichte zurück, stellt man fest, dass Wacker bis heute ein Arbeiterverein geblieben ist. Nein, aus Kristallgläsern hat man in diesen 110 Jahren nicht getrunken, sondern eher aus einfachen Becherer(n). Zum Essen wurde nie Kaviar gereicht, sondern sich vielmehr von Sauerbrey ernährt. Auch war es dem Verein nie vergönnt, Sponsorenmillionen entgegen zu nehmen aber man freute sich über jede kleine Gabe. Stets waren es die einfachen Leute wie zB. die Neher, Senger, Schuster, Fischer und Weber, die den Verein unterstützten und so erscheint es schon manchmal ganz schön ungeHoyerlich, was wir hier geschaffen haben. Ja, da zieht es einem vor Erstaunen bald die Hose aus und man legt sich Nieder.

So ist dieser Verein in seiner Gesamtheit und in seiner Geschichte die Summe all seiner unermüdlichen Helfer, egal ob sie aus Gothas Süden oder Westen kamen oder ob sie im Nordhaus lebten. Alles was Kreuchte und fleuchte hat diesen Verein dazu gemacht, was er heute ist.

Viele gute Torschützen hat unser Verein in seiner Geschichte hervorgebracht. Da gab es die Männer mit dem knallharten Schuss, Otto Normalverbraucher würde Hammer sagen, die das Tornetz bald zerfetzten und immer trafen, egal ob sie in Trainingskleidung oder im Trikot, also in ihrer SpieltagsRobe aufliefen. Aber es gab auch die filigranen Goalgetter, die den Ball mit Gefühl ins Eck schlenzen konnten. Aus den verschiedensten Regionen und Ländern hatten wir Spieler in unseren Reihen, aus Braunschweig, Brasilien, der Schweiz, aus der Ukraine und Russland und selbst ein Spanier hat viele Jahre unsere Erste verstärkt. Allen hat der FSV oder seine Vorgänger eine gute Heimstatt geboten. In dieser Gänze wird deutlich, wie vielfältig und bunt der Fußball beim FSV Wacker in diesen 110 Jahren war und ist. Der einzige Mangel, den vielleicht religiöse Menschen beklagen werden ist, dass uns nie ein Bischof seinen Segen gegeben hat.

Als wir 2013 aus bekannten Gründen einen Neuanfang starteten und fast nur noch Juniorenspieler für die 1. Männermannschaft zur Verfügung standen, kam ein Wanderer des Wegs und sprach: „Nu Bethmann, dass ihr baldmöglichst eure gesteckten Ziele erreichen möget.“

Wir gaben uns einen Ruck und waren 2016 wieder zurück.

Zur Geburtstagsparty im vergangenen August waren die Eisenacher unsere Gäste und während wir Gothaer den FriedenStein als unser Wahrzeichen sehen, haben die Eisenacher ihre Wart- oder in der Nähe die Creutzburg. Auch Ehrungen vor dem Spiel der 1. Männer wurden zur 110- Geburtstagsfeier im vergangenen August im Volkspark-Stadion auf der großen FußballBühne richtig  groß aufgezogen. Dazu gehörten viele wichtige und liebe Menschen aber auch viele Blumen. Sonnenblumen habe ich in den Sträußen gesehen, Freesien und ich glaube sogar, dass hier und da im Strauß eine Röse gewesen ist. Wer nicht geehrt wurde, musste die Stirne nicht Kraus ziehen sondern konnte sich über das großartige Programm freuen. Alle, die beim Festwochenende dabei waren, Jung und Arlt, durften sich glücklich schätzen, bekamen sie doch einiges an guten Fußball aber auch Spiel und Tanz geboten. Jede hübsche Frau und jeder Schönemann.

Das einzige, was unserem Verein in seiner langen Geschichte noch fehlt, ist ein Maskottchen. Vielleicht würde ein Tier als solches gut zum Namen Wacker passen? Zumindest sollte es dann aber ein Tier sein, dass für Kraft, Ausdauer, also für Stärke aber auch für Anstand und ehrliche Arbeit steht. Möglich wären Bär, wolf oder andere starke Lebewesen. Ich meine, ein Hey wäre vielleicht am passendsten.

Wie dem auch sei, der Verein Wacker hat eine wechselvolle Geschichte durchlaufen.

Möge auch in den kommenden 110 Jahren aus so manchem Fußball-Schül(l)er ein Fußball-Meister werden.