November-Interview mit Christian Gehret
Thomas Fiedler, 26.11.2014

Zum November-Interview bat unser „Vereinsreporter“ Torsten Graf diesmal den Vizepräsidenten Christian Gehret:
Herr Gehret: Als Vizepräsident sind Sie zugleich verantwortlich für die sportlichen Belange der beiden Herrenmannschaften. Wie lautet Ihre Einschätzung zum bisherigen Saisonverlauf der 1. Mannschaft?
Bevor ich auf die aktuelle Situation in der Landesklasse eingehe, ist es mir ein Bedürfnis, auf folgendes hinzuweisen: Man darf nach wie vor nicht vergessen, dass wir es immer noch mit einer sehr jungen und unerfahrenen Mannschaft zu tun haben. Ein Großteil der Spieler absolviert momentan gerade einmal die zweite Saison immer Männerbereich. Man darf daher sicherlich keine Wunderdinge von der Mannschaft erwarten. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass wir vor der Saison 2013/2014, also vor rund 1 ½ Jahren einen kompletten sportlichen Umbruch vollzogen haben und quasi mit einer A-Junioren-Mannschaft den Neuanfang nach der Oberliga gewagt haben, so kann man bereits jetzt feststellen, dass sich diese Entscheidung auszahlt. Wie sich die Mannschaft in der abgelaufenen Saison in der Verbandsliga trotz des knappen Abstiegs präsentiert hat und sich derzeit in der Landesklasse präsentiert, verdient trotz aller Fehler, die der Mannschaft noch unterlaufen, Respekt und Anerkennung. Es sind im Rückblick bereits große Fortschritte erkennbar. Wir werden den eingeschlagenen Weg daher konsequent weitergehen und mit dieser Mannschaft weiterarbeiten, um früher oder später in die Verbandsliga zurückzukehren. Das bleibt das erklärte Ziel.
Und wie sehen Sie nun die aktuelle Situation in der Landesklasse?
Unser Präsident Thomas Fiedler hatte in seinem Oktober-Interview und in internen Gesprächen bekanntlich deutliche Kritik an der Mannschaft geübt, die zu diesem Zeitpunkt auch gerechtfertigt war. Wir hatten drei empfindliche und deutliche Niederlagen hintereinander in der Liga und eine deutliche Niederlage im Pokal hinnehmen müssen. In all diesen Spielen haben die Gegner unserer Mannschaft klar ihre Grenzen aufgezeigt. Was uns aber insbesondere an diesen Niederlagen verärgert hatte, war die Tatsache, dass die Mannschaft in diesen Spielen nicht als geschlossene Einheit aufgetreten ist und sich quasi in ihr Schicksal ergeben hat. Insofern hat es sehr deutliche Worte des Trainerteams und auch des Präsidiums an die Mannschaft gegeben.
Die dann offenbar auch etwas bewirkt haben?
Ja und das ist ein sehr erfreulicher Aspekt an unserer Mannschaft. Die Spieler sind nicht nur kritikfähig, sondern vor allem auch lernwillig und lernfähig. Anstatt zu schmollen haben die Spieler die Kritik angenommen und sich bemüht, die angesprochenen Fehler abzustellen. Und siehe da: Nach der ärgerlichen Auswärtsniederlage in Neuhaus-Schierschnitz erzielte die Mannschaft drei Siege nacheinander und kletterte in der Tabelle wieder deutlich nach oben. Uns ist dabei selbstverständlich klar, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt und nicht alles Gold war, was in diesen Spielen geglänzt hat. Auch bei diesen Siegen hat die Mannschaft keinen „Traumfußball“ gespielt. Aber sie hat gezeigt, dass Sie gelernt hat, auch die schwierigen, „schmutzigen“ Spiele durch geschlossenes und entschiedenes Auftreten endlich einmal für sich zu entscheiden. Umso bedauerlicher ist es, dass die Mannschaft im letzten Auswärtsspiel in Steinach wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen ist und eine aus meiner Sicht völlig unnötige Niederlage eingefahren hat. Unsere Mannschaft war fußballerisch klar besser als der Gegner, trotzdem konnte man dies nicht in einen Sieg ummünzen. Nach der roten Karte gegen Ernst Gorf hat die Mannschaft, die zu diesem Zeitpunkt drückend überlegen war, völlig den Faden verloren und das Spiel aus der Hand gegeben. Hätte die Mannschaft hier trotz Unterzahl ruhig weitergespielt, hätte sie das Spiel trotzdem noch für sich entscheiden können. Hier fehlt es einfach noch an der nötigen Konstanz und bei den jungen Spielern vor allem an Erfahrung. Insofern muss man einfach noch Geduld mit der jungen Truppe haben. Ich hoffe aber, dass die Mannschaft sich für die letzten Spiele vor der Winterpause nochmals zusammenreißt und noch den einen oder anderen Punkt sammelt, um am oberen Tabellendrittel dranzubleiben. Es steht ja auch noch das Derby gegen Ohratal aus, das wir natürlich gerne gewinnen möchten.
Kann die Mannschaft in der Rückrunde noch in den Aufstiegskampf eingreifen?
Wenn man einen kurzen Blick auf die Tabelle wirft, dann gibt es schon keinen Aufstiegskampf mehr. Nach dem bisherigen Saisonverlauf ist den Sportfreunden von Glücksbrunn Schweina der Aufstieg wohl nicht mehr zu nehmen. Wir selbst wollen uns im oberen Tabellendrittel etablieren. Sollte das gelingen, könnten wir von einer gelungenen Saison reden.
Gut. Lassen Sie uns über die zweite Mannschaft reden. Vor der Saison hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass der Verein zukünftig ohne zweite Mannschaft spielen wird. Nun spielt man in der Kreisliga oben mit. Wie ist es dazu gekommen?
Zunächst einmal ist es richtig, dass die 2. Mannschaft nach der für alle Beteiligten schlimmen Saison in der Kreisoberliga insgesamt auf den Prüfstand gekommen ist. Das Hauptproblem ist dabei offenkundig: Wir verfügen derzeit nicht über eine aus sich heraus spielfähige 2. Mannschaft, da wir hierfür zu wenige Spieler haben. Ohne Unterstützung der 1. Mannschaft, der A-Junioren und auch der „Alten Herren“ wäre ein Spielbetrieb nicht möglich. Darüber darf der derzeitige Tabellenstand auch nicht hinwegtäuschen.
Wäre es dann nicht sinnvoller gewesen, tatsächlich auf die 2. Mannschaft zu verzichten?
Sie können sich sicherlich vorstellen, dass das keine einfache Entscheidung ist. Ist sie erst einmal getroffen, kann man sie nicht mehr rückgängig machen. Irgendwann später bereut man die Entscheidung dann vielleicht. Wir wollten diese Entscheidung daher weder vorschnell noch leichtfertig treffen und haben nach einem Weg gesucht, weiter mit einer 2. Mannschaft anzutreten.
Hier war auch eine Spielgemeinschaft mit anderen Vereinen angedacht?
Richtig. Letztlich hat sich aber kein geeigneter Verein dafür gefunden, so dass diese Option sehr schnell vom Tisch war, Damit war klar, dass eine Lösung aus dem Verein heraus gefunden werden muss. Wir haben dann gemeinsam mit dem Trainerstab ein offenes Gespräch mit dem gesamten Männerkader geführt und alle Spieler haben sich bereit erklärt, auf Weisung der Trainer auch für die 2. Mannschaft anzutreten. Eine Dauerlösung ist das sicherlich nicht.
Wie soll es also mit der 2. Mannschaft perspektivisch weitergehen?
Zunächst muss es uns gelingen, weitere Spieler für den Kern der 2. Mannschaft zu finden. Dieser ist wie gesagt momentan zu klein. Dann kann die 2. Mannschaft auch wieder ihrer eigentlichen Funktion zugeführt werden. Diese besteht insbesondere darin, unseren Nachwuchsspielern aus dem A-Junioren-Bereich die Möglichkeit zu geben, bereits in den Männerbereich hinein zu schnuppern. Nicht jeder A-Junior wird den direkten Sprung in die 1. Mannschaft schaffen. Die 2. Mannschaft soll dann die Gelegenheit geben, Spielpraxis zu sammeln und den Cheftrainer auf sich aufmerksam zu machen. In jedem Fall wollen wir uns darum bemühen, die jungen Spieler, die teilweise über viele Jahre bei uns ausgebildet wurden und die verschiedenen Juniorenmannschaften durchlaufen haben, bei uns im Verein zu halten. Es kann nicht unser Anspruch sein, diese jungen Spieler gut auszubilden und dann im Männeralter an andere Vereine zu verlieren. Schließlich soll die 2. Mannschaft auch den Perspektivspielern aus dem Kader der 1. Mannschaft und Spielern, die länger verletzt waren, die Möglichkeit geben, Spielpraxis zu sammeln. Das ist die Zielstellung und wir werden uns bemühen, diese auch zu erfüllen.
Und wenn das nicht gelingt?
Dann wird man wieder ernsthaft darüber nachdenken müssen, ganz ohne 2. Mannschaft zu spielen. In diesem Fall wird man die vielversprechenden Talente aus dem Juniorenbereich direkt an die 1. Mannschaft anbinden und im übrigen in Kauf nehmen, dass andere junge Spieler den Verein verlassen werden. Dies ist übrigens ein Modell, das von einigen Vereinen im Profi-Bereich bereits praktiziert wird, indem man bewusst darauf verzichtet, eine U23-Mannschaft an den Start zu schicken. Dahinter steht der Gedanke, dass ein Nachwuchsspieler, dem nicht der direkte Sprung in die 1. Mannschaft gelingt, dies in der Regel auch nicht über den „Umweg“ der U23-Mannschaft schafft. Daneben spielen sicherlich auch wirtschaftliche Aspekte eine gewichtige Rolle. Dieser Gedankengang mag für den Profibereich nachvollziehbar sein. Wir spielen jedoch reinen Amateurfußball. Es stehen also nicht wirtschaftliche Dinge im Vordergrund, sondern der Spaß am Fußballsport. Deshalb bleibt es unser Ziel, auch künftig mit einer 2. Mannschaft zu spielen, eben um möglichst vielen bei uns ausgebildeten Spielern die Möglichkeit zu geben, auch im Männerbereich weiter bei Wacker Gotha dem Leder nachzujagen.
Hierfür wünsche ich viel Erfolg und bedanke mich für das Gespräch.