"Alles andere als der Klassenerhalt wäre unrealistisch"

Torsten Graf, 21.05.2016

"Alles andere als der Klassenerhalt wäre unrealistisch"

Die Landesklasse-Fußballer vom FSV Wacker 03 Gotha empfangen heute im Volkspark-Stadion den FV Inselsberg Brotterode. Das Endergebnis spielt für die Gothaer aber keine Rolle mehr. Den Aufstieg in die Verbandsliga haben die Schützlinge von Trainer Hagen Becker vier Spieltage vor Saisonende bereits in der Tasche. Dass sich Wackers Erste in Thüringens höchster Spielklasse zurückmeldet, war das große Ziel nach dem Abstieg vor zwei Jahren. Zum Gothaer Erfolgsrezept und welche Rolle Wacker in der Verbandsliga spielen kann, fragte unsere Zeitung Wacker-Präsident Thomas Fiedler.

Herr Fiedler, seit wann lagen die Aufsteiger-Trikots ("Wir sind dann mal weg"), die die Mannschaft in Kaltennordheim am vergangenen Wochenende präsentierte, schon bereit?

Die hatten wir kurzfristig bestellt. Erst einen Tag vorher wurden sie geliefert.

Aber zum sicheren Aufstieg fehlte doch vor der Partie nur noch ein Punkt. Eigentlich nur noch Formsache, oder?

Die Spieler hätten die Trikots bereits gerne in Eisenach gehabt, aber ich bin abergläubisch und wollte vor dem Kaltennordheim-Spiel nichts riskieren (lacht).

Die Rückkehr der ersten Mannschaft in die Verbandsliga war nach dem Abstieg 2013/2014 langfristig das große sportliche Ziel von Wacker. Es scheint als hätten Sie einiges richtig gemacht in den vergangenen Jahren.

Als wir vor drei Jahren eine Junioren-Mannschaft in der Männer-Verbandsliga an den Start geschickt haben, ernteten wir viel Spott. Aus unserem Umfeld, aber auch von anderen Vereinen und Trainern. Dennoch zerbrach die damals junge und unerfahrene Truppe nach dem Abstieg nicht. In der Landesklasse reiften die Spieler und auch der Trainerstab um Hagen Becker allmählich zu einer großartigen Mannschaft zusammen. Der Aufstieg ist die Belohnung für drei Jahre Arbeit und kontinuierliches Vertrauen in die jungen Spieler, denen gestattet wurde Fehler zu machen und daran zu wachsen. Letztlich ist alles genau so gekommen, wie wir es uns damals nach dem Abstieg vorgenommen hatten. Und das betrifft nicht nur die erste Mannschaft.

Sondern?

Auch die zweite Mannschaft konnten wir endlich konsolidieren. Sie steht dieses Jahr im Kreispokal-Finale. Auch die A-Junioren, die den Klassenerhalt in der Verbandsliga packten, zeugen davon, dass es sich lohnt, auf Kontinuität und Beständigkeit zu setzen.

Welche Rolle kann die Erste in der kommenden Verbandsliga-Saison spielen?

Das Ziel ist der Klassenerhalt. Alles andere wäre unrealistisch. Ein leichtes Unterfangen wird das nicht. Nach oben wird keiner die Liga verlassen, von oben kommt mit dem FC Eisenach ein Hochkaräter. Um dort bestehen zu können, müssen wir an unseren Tugenden festhalten, die Mannschaft zusammenhalten und weiter ausbauen.

Der Kader wird in der kommenden Saison also verstärkt?

Ja, in der Verbandsliga geht es teils abgezockter zu. Im Sturm sind wir mit Benjamin Pufe und Steffen Scheidler gut aufgestellt. Im Aufbau würde uns ein erfahrener Hase mit Führungsqualitäten sicher noch gut tun. Gespräche mit Spielern, die dafür in Frage kämen, laufen bereits seit Wochen. Namen will ich hier noch nicht nennen. Fakt ist aber, dass wir weiterhin keine Bundesligaspieler einkaufen werden (lacht).

Wird es Abgänge geben?

Nein. Ich habe von allen die Zusage, dass sie bleiben wollen. Lediglich Pascal Frank wird uns verlassen. Er tritt ein freiwilliges soziales Jahr in Berlin an.

Was glauben Sie, wie die verbleibenden Partien ausgehen werden? Lehnt sich die Mannschaft mit dem Aufstieg im Rücken jetzt zurück oder wird weiter gekämpft?

Ich hoffe, sie lassen sich nicht vollends gehen. Sicher wird es der eine oder andere lockerer angehen. Andere wie Stefan Zielasko zum Beispiel werden immer 120 Prozent geben. Letztlich wird sich aber bestimmt keiner vorführen lassen wollen.

Hoffen Sie, dass mit der kommenden Verbandsliga-Saison auch wieder mehr Leute ins Stadion kommen?

Ich würde es mir wünschen. Aber ein Stadtverein hat es da schwerer als ein Verein vom Dorf. Wenn dort Pokalspiel ist, ist der halbe Ort auf den Beinen. Die Landfrauen, die freiwillige Feuerwehr - alle möglichen Vereine kommen zum Fußballspiel. Da herrscht einfach ein ganz anderes sportliches Umfeld. Zum anderen ist die Jugend heute nur schwer zu begeistern. Ins Stadion gehen am Wochenende, ist einfach nicht mehr üblich. Aber wir planen diverse Aktionen mit anderen Vereinen, um daran etwas zu ändern. Ein Anfang ist unsere große Aufstiegsfeier am 4. Juni, für die wir an alle Gothaer Schulen Freikarten versendet haben.

 

Von Falk Böttger


Quelle:TLZ